„Sein“

Ein Plädoyer für mehr gegenseitiges Verständnis und Respekt.

Das Projekt „Sein“ https://kollodium.at/sein/ ist eine gemeinsame Arbeit des Fotografenpaars Iris und Erik. In ihrem Interview berichten sie von ihrer Idee, Menschen in ihrer Einzigartigkeit darzustellen und ganz besonders die Vielfalt der queeren Community zu beleuchten. Der Titel „Sein“ steht dabei für den Wunsch, sich ohne Rechtfertigung und Schubladendenken zeigen zu dürfen – so, wie man ist.

Eine besondere Rolle spielt die historische Wet-Plate-Fotografie (Collodium-Verfahren aus dem 19. Jahrhundert), die ursprünglich nur Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf Glasplatten ermöglichte. Iris und Erik haben einen Weg gefunden, dennoch Farbe einzubinden und so die Regenbogenpalette in ihre Porträts zu integrieren. Dieser Prozess symbolisiert gleichzeitig die Zerbrechlichkeit der Glasplatten sowie die Einzigartigkeit jeder Person.

Für das Projekt wurden zwölf Personen aus der LGBTQIA+-Community ausgewählt, die in drei verschiedenen Bildvarianten porträtiert sind: ein Close-up des Gesichts, ein Ausschnitt des Körpers ohne Kopf und ein Freestyle-Porträt. Parallel entstanden intensive Interviews, deren Inhalte in einem Buch gesammelt wurden. Die bewegenden Geschichten reichen von späten Coming-outs im Berufsleben bis hin zu Erfahrungen von Ausgrenzung. Dabei zeigt sich immer wieder, wie eng Vorurteile mit Unwissenheit zusammenhängen und wie wichtig es ist, ein offenes Ohr füreinander zu haben.

„Sein“ soll Menschen innerhalb und außerhalb der Community gleichermaßen ansprechen: Wer Berührungsängste hat, kann einen ehrlichen Einblick in die Lebenswelten von queeren Personen gewinnen. Gleichzeitig vermittelt das Projekt den Betroffenen selbst das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden. So möchten Iris und Erik mit ihrer Kunst einen Raum schaffen, in dem Vielfalt gefeiert und Diskriminierung hinterfragt wird – ein Plädoyer für mehr gegenseitiges Verständnis und Respekt.